Google sitzt am Srtrand und wird von Welle mit KI Suchmaschine ueberrollt

Weißt Du noch… damals, als die Suchmaschinen überflüssig wurden?

Oder: Wieso KI-Bots a la ChatGPT schon bald Suchmaschinen ablösen werden

Als OpenAI Anfang November im Rahmen des jährlichen “Developer Days” die aktuelle Neuerungen ihrer Plattform vorgestellt hat, lag der Fokus der Berichterstattung, erwartungsgemäß, auf den bereits vorab bekannt gewordenen Verbesserungen (aktuelleres Wissen, Unterhaltungen können länger sein, etc.) und vor allem darauf wie OpenAI aus der Popularität von ChatGPT ein eigenes Ökosystem aufbauen wird – mit eigenem App-Store, usw.

Was im Hintergrund verbessert wurde

Auch wenn diese Änderungen zweifellos interessant und beeindruckend sind, finde ich das was quasi “unter der Motorhaube” passiert fast noch gravierender. Denn OpenAI hat massiv an den Schnittstellen zu ihrer Plattform gearbeitet, und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen:

  • Das Importieren von eigenen Daten ist signifikant einfacher geworden. Während es bisher eher ein Thema für Experten war, eigene Daten für ChatBots zu nutzen (Stichwort: Text-Splitting, Embeddings, etc.), so gibt es nun Standard-Funktionen in der Plattform um eigene Dateien und Inhalte zu importieren und direkt über eigene Prompts zu verarbeiten. Es ist also sehr einfach geworden, z.B. Listen über eigene Produkte, Verfügbarkeiten, etc. in eigene Bot-Projekte einzubinden.
  • Das Einbinden von eigenen Funktionen in ChatGPT, um direkt aus Chat-Unterhaltungen “echte” Aktionen auszulösen ist weiter vereinfacht worden (z.B. “Produkt bestellen”, “Tisch reservieren”, usw.)
  • Für Entwickler von AI-Anwendungen gibt es nun eine sehr komfortable Programmierschnittstelle (API), über die sich mit minimalem Aufwand starke KI-Assistenten bauen lassen. Die Einbindung der Schnittstelle in den sog. “Playground” (über den man sich im Prinzip eigene AI-Anwendungen konfigurieren kann) ist aus meiner Sicht genial gelungen, weil sie es sehr einfach macht für Nicht-Programmierer an der Entwicklung von AI-Lösungen mitzuwirken.

…und welche Auswirkungen es hat

Diese Veränderungen mögen augenscheinlich wie technische Details für Experten wirken, jedoch bin ich der Meinung dass sie gar nicht hoch genug bewertet werden können. Denn sie werden dazu führen, dass die Anzahl an nützlichen AI-Anwendungen, die über Chat oder per Sprachsteuerung genutzt werden, exponentiell zunehmen. Und anders als bisher werden immer mehr Alltagsprobleme sehr effektiv über diese Bots gelöst werden.

Und das wird große Auswirkungen auf die Art und Weise haben, in der wir das Internet heute nutzen. Denn momentan wird das Internet ganz wesentlich über Suchmaschinen genutzt, die steuern welche Webseiten gefunden werden und über die Jahre ein hoch-effektives Online-Marketing-Ökosystem aufgebaut haben.

Vergleich: Suchmaschine vs. KI-Lösung

Und dieses komplexe Suchmaschinen-Ökosystem ist diesem Tsunami von KI-Anwendungen nicht gewachsen. Denn Suchmaschinen – wie der Name schon sagt – wurden ursprünglich erfunden um einfach Inhalte im Internet zu finden. Und weil eine Suchmaschine mit jeder Suchanfrage auch immer über den Suchenden und seine Bedürfnisse lernt, hat sich hieraus ein riesiges Business entwickelt, das (stark vereinfacht) in etwa folgendermaßen funktioniert:

  1. Suchmaschine durchsucht Internet und baut einen Suchindex, auf der von Anwendern zur Suche genutzt werden kann
  2. Suchende:r nutzt die Suchmaschine um eine Info, ein Produkt, eine Dienstleistung, etc. zu finden
  3. Suchmaschine schlägt passende Treffer vor – meistens gemischt mit kommerziellen Angeboten bzw. Werbung
  4. Anwender:in entscheidet selber welcher Treffer am besten passt. Die Suchmaschine “lernt” durch die Suche über den Anwender und kann dadurch Werbung sehr zielgenau ausspielen und Geld verdienen.


Soweit, so gut. Dies ist bereits seit Jahren gelebte Praxis, und daraus hat sich ein sehr effektives Ökosystem entwickelt welches im Wesentlichen die kommerzielle Struktur des Internets darstellt (vereinfacht gesagt).

Durch generative KI bzw conversational KI ändern sich nun quasi über Nacht die Spielregeln dieses Internets fundamental. Auch wenn Tools wie ChatGPT auf den ersten Blick einer Suchmaschine optisch fast ähneln, verändern sie die Art der Nutzung sehr weitgehend – mit gravierenden Auswirkungen auf die Art und Weise wie das Internet vermarktet und kommerziell genutzt werden kann.

  1. Initial durchsucht die KI das Internet nach relevanten Inhalten (sehr ähnlich wie eine Internet-Suchmaschine wie Google oder Bing) um diese zu importieren.
  2. Anders als Suchmaschinen “versteht” die KI jedoch die gefundenen Inhalte, d. h. die Inhalte werden extrahiert und in einer sehr komplexen Datenstruktur abgelegt und können ab dann losgelöst von den zugrundeliegenden Internetseiten im Rahmen eines KI-Dialoges in normaler menschlicher Sprache aufbereitet werden.
  3. Über Chats unterhält sich der Nutzer dann solange mit der KI, bis diese das Problem bzw. die Frage des Anwenders ausreichend gut verstanden hat um eine hochgradig individualisierte Antwort zu erzeugen. Diese Antworten, die wir Nutzer hierbei von der KI bekommen, leiten sich zwar irgendwie noch vom ursprünglich geladenen (bzw. gelernten) Inhalten ab, jedoch werden keine Suchergebnisse angezeigt, sondern meine Individuelle Frage oder Problemstellung wird spezifisch und konkret beantwortet.
  4. Der Anwender braucht also gar nicht mehr auf weitere Webseiten zuzugreifen weil seine Frage bereits beantwortet ist.


Um sich den Unterschied und die Auswirkungen zu veranschaulichen bietet sich die Suche nach einem Kochrezept an: Über eine klassische Suchmaschine kann man sehr leicht nach einem Rezept für ein bestimmtes Gericht suchen (Beispiel: Spaghetti Bolognese). Man besucht die verlinkten Seiten und entscheidet sich für das passende. Alles weitere (welche Zutaten werden benötigt? Wie lange dauert es das Rezept zu kochen? etc) wird auf der entsprechenden Seite geklärt.

Im Vergleich dazu bietet die Nutzung von KI für diese Situation völlig neue Möglichkeiten. Anders als bei einer klassischen Suchmaschine versucht die KI nicht eine möglichst passende Seite im Internet zu finden. Die KI hat quasi ALLE Rezept gelesen, die es gibt und “verstanden” was ein gutes Rezept ausmacht. Daher ist sie in der Lage, basierend auf den Wünschen des Anwenders in Echtzeit ein eigenes Rezept zu schreiben und dann im Dialog mit dem User zu verfeinern (z.B. “bitte ändere das Rezept so dass es vegetarisch ist” oder “Ich habe noch Radieschen im Kühlschrank die weg müssen. Wie kann ich die für einen passenden Salat verarbeiten?”).

Aha. Ok. Verstanden. Aber das ging ja bisher auch schon mit ChatGPT, oder? Wieso ist dann also jetzt die neue Version von OpenAI ein solcher “Gamechanger”?

Der große Unterschied ist, dass es bisher für alle (außer OpenAI selber) viel schwerer war sinnvolle KI-Anwendung a la chatGPT zu bauen, bei denen weiteres Expertenwissen benötigt wird oder bei denen der Anbieter die tatsächliche Qualität des enthaltenen Wissens sicherstellen muss. Und genau das hat sich nun geändert. Einfache Einbindung eigenen Wissens ist sehr leicht möglich und hierdurch auch das Abfangen von KI-Halluzinationen.

Auswirkungen von ChatGPT auf eine Suchmaschine wie Stackoverflow
Auswirkungen von ChatGPT auf eine Suchmaschine wie Stackoverflow


Und es ist davon auszugehen, dass deshalb nun die Anzahl an wirklich smarten und spezifischen KI-Anwendungen explodieren wird. Und je mehr bessere KI-Anwendungen es geben wird, desto eher werden Anwender von klassischen Suchmaschinen zu KI-Bot wechseln um ihre Fragen und Probleme online zu lösen.

Es wird nicht leicht sein für Suchmaschinen-Anbieter eine hierauf passende Antwort zu finden, weil es halt eine fundamental andere Art ist auf das Wissen des Internets zuzugreifen. Und daher ist davon auszugehen, dass sich die Art und Weise wie mit Content und Internet-Traffic Geld verdient wird sehr grundlegend ändern wird.

(Hierzu in einem eigenen Beitrag mehr)

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